Bunnies Ranch e.V. Jahresrückblick 2020

Zuerst ein paar Fakten:

Vereinsstatus:
Eingetragener Verein (e.V.) und offiziell als gemeinnützig anerkannt seit Mitte Januar 2021.

Mitgliederzahl:
Am 23. Januar 2021 zählen wir 65 eingetragene Mitglieder.
Und: Wir sind bereit für weitere Mitglieder aller Generationen.
Kinder und Jugendliche sind beitragsbefreit, aber berechtigt und aufgefordert, in Vereinsfragen mitzureden!

Unsere Standortfrage

Nachdem die städtische Sanierungsgesellschaft IHR-San GmbH als unsere neue Vermieterin uns zweimal „auf Grund der Bedingungen der Corona-Pandemie“ kurzfristig einen befristeten Vertrag eingeräumt hat, soll Ende Januar 2021 die Vermietung endgültig beendet werden. Als Grund werden „Maßnahmen“ zwecks Erreichung des Sanierungsziels genannt. Bisher gibt es aber keinen Bebauungsplan, der Näheres im Gebiet festlegt und die Dringlichkeit erklären würde. Das erklärte Sanierungsziel lässt nicht nur Spielraum für unsere Nutzungsform, sondern es werden in den offiziellen Leitlinien für die Sanierung sogar Kulturangebote als „Ausgangspunkt der Quartiersentwicklung“ genannt. 

Unsere intensive einjährige Suche nach Alternativgrundstücken ergab: Es fand sich kein einziges annähernd geeignetes Angebot für ein Kunst- und Kulturprojekt mit Schaustellerwägen im Bereich Flensburgs. Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass es auch ein strukturelles Problem ist, vor dem wir stehen. Die Stadt unterstreicht ihre „Offenheit gegenüber alternativen Wohnformen“ in einer „vielfätigen, bunten Stadt wie Flensburg“ – die Absicht, die Grundlage hierfür auch in Zukunft zu erhalten, ist sicher da. Das unterstützen wir!

Wir meinen, es ist im öffentlichen Interesse, wenn wir darauf aufmerksam machen,

  • dass die jetzige Vorgehensweise des Sanierungsträgers uns als Kulturort in existenzielle Not bringt, obwohl der Stand der Planungen keine Dringlichkeit erkennen lässt. Einen ähnlichen Hergang hier im Viertel war der Verlust des VfB Nordmark e.V. Alle Beteiligten bedauern dies, die Hintergründe wurden bisher weniger untersucht.
  • dass laut Stand der Planungen jetzt nicht nur ein idealer Zeitpunkt ist, Raum für lokale Kulturschaffende in die Entwicklung mit einzubeziehen – tatsächlich ist dies sogar eine Handlungsgrundlage der Sanierungsleitlinie, an welche auch unser städtischer Sanierungsträger gebunden ist. Die Bindung an diese Leitlinien hat übrigens eine Menge mit dem Zufluss öffentlicher Gelder in das Sanierungsgebiet zu tun.
  • es anhand der öffentlich zugänglichen Unterlagen nicht zu erkennen ist, wo im Viertel in Zukunft anderes stattfinden kann als Wohnen, (sein Kind) Parken und Einkaufen.
  • dass o. g. Punkte die Grundlage für unser jetziges Handeln bilden. Wir fordern Raum für Akteur:innen, die die Vielfalt in Flensburg und die Lebendigkeit im Viertel mit Engagement und Mut Realität werden lassen – denn „ein Flensburg für alle“ kann nur durch ein Mitwirken möglichst vieler entstehen. 

Unsere kulturelle Arbeit ist eng mit dem Bahnhofsumfeld verbunden und wird hier auch gebraucht. Daher suchen wir eine Lösung innerhalb der Umgebung und fordern, dass ein Dialog hierzu ermöglicht wird. 

Wir haben professionelle Unterstützung!

Wir haben fachliche und rechtliche Expertise gesucht und gefunden.
Das Dienstleistungskombinat MIR in Leipzig, u. a. besetzt mit einem Stadtplaner und einem Rechtsanwalt, haben zugesagt, uns für ein solidarisches Honorar zu unterstützen.

Kurzfristiges Ziel ist es, aus dem toten Winkel der Stadtplaner:innen als ernstzunehmende Initiative aus der Zivilbevölkerung am Planungstisch wahrgenommen zu werden. Am 21. Januar haben wir zu diesem Zweck Fragen in der Einwohnerfragestunde der Ratsversammlung eingebracht. Dank der Aufzeichnung durch den Offenen Kanal werden unsere Fragen und die Antworten ab Ende Januar auf dem Youtube-Kanal der Stadt Flensburg abrufbar sein.

Youtube-Kanal der Stadt Flensburg

Nicht nur wir, sondern die gesamte Entwicklung im Bahnhofsviertel könnte von dieser Expertise aus Leipzig profitieren.

Zwecks Finanzierung der für uns geleisteten Arbeit der MIR haben wir ein Crowd-Funding geplant. Davon unabhängige Spenden nehmen wir auch gern an 🙂

Veranstaltungen

9. August: ”Tag der offenen Tür”

Am 9. August 2020 fand auf der Bunnies Ranch der „Tag der offenen Tür“ statt. In der Woche davor haben viele Köpfe und Hände Vorbereitungen getroffen, Leckereien gebacken und 1001 Dinge organisiert. Das Ergebnis war eine gelungene, gut besuchte erste Veranstaltung. Interessierte konnten die Ranch kennenlernen und sich z. B. von der Imkerin Annika extensive Bienenhaltung erklären lassen.

Danke für das grossartige Engagement und die tolle Zusammenarbeit. Über 100 Gäste haben unsere Gastfreundschaft genossen!

26. und 27. September: ”Es war einmal im Bahnhofstal“

Sogar an zwei Tagen boten wir Interessierten ein umfassendes Programm mit dem Titel ”Es war einmal im Bahnhofstal“. Es gab geführte Rundgänge durchs Bahnhofsviertel mit Abschluss auf der Bunnies Ranch. Lokale Musiker:innen, ”Bauwagen-Bingo“, Führung und Vortrag zu Pflanzen und Tieren im hinteren Talgebiet, Kuchen gegen Spende, Infos zum Stadttaubenmanagement und eine Ausstellung von ”Relikten“ aus dem Gebiet. Wieder gab es einen enormen Einsatz von vielen Mitgliedern. Wunderschön, was alles bewegt und möglich wurde! An den zwei Tagen waren insgesamt etwas über hundert Gäste auf der Bunnies Ranch.

PS: Von dem Plakat sind noch einige Exemplare erhältlich.

Exkursionen / Bunnies Ranch unterwegs!

Im Jahr 2020 waren Mitglieder von uns im Auftrag verschiedener Vereinsinhalte in:

Bochum, 15. Juni, Reha Technik für Tiere (Tierschutz)
Ribe/DK, 13. Juli, Besuch im neu eröffneten „Hexenmuseum“ (regionale Geschichte)
Schleswig, 16. Juli, zum Gottorfer Globus (regionale Geschichte)

Zum Gottorfer Globus gibt es übrigens ein Buch von Uta Wilms, welches in 2021 als Hörbuch von uns erscheinen soll.

Kiel, 18, Juni, Rundführung im Projekt ”ALTE MU“ (Beteiligungskultur, Eigenwirksamkeit)
Magdeburg, 3. Juli und 21. August zu den Stadtviertelfesten ”Situation“ und ”Mutation“ (Kunst und Kultur)

Stadttaubenmanagement

Nebst konstantem, arbeitsintensiven Monitoring der Innenstadt um verletzte, hungernde, kranke und unbeabsichtigt eingesperrte Tiere auszumachen und ggf. einzufangen wurde in diesem Jahr zusätzlich einiges zur Aufklärung und Öffentlichkeit für das Ziel ”betreute Taubenschläge“ erreicht:

  • Infostand auf den Veranstaltungen der Bunnies Ranch und der FLIB.
  • Grosser Artikel und Video-Interview bei Flensborg Avis. Video ansehen
  • Aktion zur Zählung zwecks Erfassung des aktuellen Bestandes von Stadttauben.
  • Zusage von Unterstützung in Form einer Beschlussvorlage durch SSW-Fraktionsmitglied.
  • Bewerbung und Annahme bei dem Service-Learning-Projekt der Universität Flensburg. Das SLP wird die Aufklärung zu und die Umsetzung von dem Konzept des Stadttaubenmanagements in Flensburg unterstützen. Im Frühjahrssemester 2021 geht’s los!

Mehr zum Konzept der Stadttaubengruppe:
www.bunniesranch.de/stadttauben/

Bienenvölker

”Unsere“ Bienenvölker haben dieses Jahr sehr viel für die lokale Bestäubung der örtlichen Pflanzen getan. Jetzt überwintern die Völker, bestehend aus jeweils etwa 5.000 Individuen, in Form einer aus ihren Körpern geformten Wintertraube, in dessen Mitte sich die Königin befindet. Dort wird eine Temperatur zwischen 20 und 30 Grad gehalten wird. Die einzelnen Individuen wechseln stetig ihre Position, so dass jede Biene mal im warmen sein kann.

Wie sich die Haltung der bei uns lebenden Bienenvölker zu der kommerzieller Haltung unterscheidet, könnt Ihr hier nachlesen:

www.bunniesranch.de/bienen/

Fledermaushaus

Mit einem Fledermausdetektor wurde diesen Herbst häufiger versucht, zu erfassen, welche und wie viele Fledermäuse es in der Umgebung gibt. Unser Ziel ist, die Errichtung eines Fledermaushauses hier im Tal zu erreichen.

Mögliche Referenz: Bat-House in Gainesville, USA
Recherchen zu der Konstruktion und Aufstellung eines Fledermaushauses laufen.

Aktion Meer Mehr Mär der Lichter

Im Dezember 2020 konnten wir die sehr schönen Keramikkugeln aus dem Fabrik-Atelier bei uns installieren, beleuchten und wiederum Menschen damit den Stress um das richtige Weihnachtsgeschenk nehmen.

In diesem Video könnt Ihr diese von allen Seiten bewundern: Video bei Youtube

Geplant ist eine Indoor-Ausstellung des Laternen-Projektes einer Schulklasse der dänischen Treene-Schule (Tarp). Das Projekt befasst sich mit den Stilelementen und den Ideen des Künstlers Hundertwasser.

Lokaler Geschichte lauschen

Seit Oktober 2020 ist das Hörbuch „Holdninger har en pris“ (Haltungen haben einen Preis) von dem deutsch-dänischen Flensburger Kommunisten Karl Heinz Lorenzen fertig geworden und online verfügbar. Die deutsche Übersetzung wird Anfang 2021 fertig sein.
Hört Euch die Geschichte von Karl Heinz Lorenzens Leben in drei politischen Systemen in Deutschland an. Bewegt und bewegend!

Diese und zwei weitere Hörbuchproduktionen werden gefördert vom Kulturbüro Flensburg. Der Stream ist zu finden auf: www.bunniesranch.de/hoerbuch/

Wagenleben

Imme hat sich trotz seiner Anstellung als Ausbilder und einiger größerer Ereignisse in 2020 immer wieder an sein Wagenprojekt rangewagt. Licht/Elektrik getüftelt, Wände und Decke gedämmt und verkleidet und den Ofen angeschlossen. Und: Er hat sich die schönste Tür geplant und selbst gebaut!
Inga hat ihren Wagen innerhalb eines Jahres vom nackten Blechkasten zu einem wunderschönen eigenen Heim umgebaut. Dabei waren viele helfende Hände mit am Werk und es gab wenig Pausen. Selbst am Geburtstag wurde gemeinschaftlich gebaut. Die Ergebnisse können sich, wie ihr seht, sehen lassen.

Ein Crew-Mitglied geht von uns…

Im Dezember hat die immer engagiert fröhliche, leichtfüssige Juna sich auf die letzte Reise begeben. Das kam für uns Alle sehr plötzlich und überraschend.
Juna war unsere Senioren-Besetzung hier vor Ort, und Ihre entspannten, guten Vibes werden uns fehlen. Sie wäre allerdings enttäuscht von uns, wenn wir uns dem Trübsal ergeben würden. Hat sie uns doch ihr Leben lang das Gegenteil vorgelebt!

Danke Juna

…ein neues Crew-Mitglied zieht ein!

Am 27. Dezember 2020 kam fast ebenso überraschend ein neues Unikum zu uns: Ein riesiger „rassenreiner“ deutscher Schäferhund, der, ohne Witz, vorher „Adolf“ gerufen wurde.
Er fristete fünf Jahre ein Leben als Wachhund auf einem Betriebsgelände in Dänemark und wurde bei Besitzwechsel des Grundstücks einfach vom Vorbesitzer zurückgelassen. Es ist anzunehmen, dass er wenig bis keine sozialen Bindungen und Erfahrungen wie spielen, lernen und umherziehen machen konnte. Isolationshaft mit Freilauf, kurz gesagt.
Für ihn beginnt ein völlig neues Leben.
Wir freuen uns sehr, dass er das hier erleben darf.

Danke Inga